Auf falschem Fuss zu laut gebrüllt

Der Löwe im Klotener Wappen zeigt sich widerspenstig, ebenso die Klotener Behörden. Sie liessen offiziell verlauten, ihr Wappenlöwe müsse Krallen wie ein Greifvogel haben. Denn die bisherige Darstellung mit Pranken eines normalen Löwen sei eigentlich falsch. Doch nun meldet sich das Staatsarchiv zu Wort.

Die vermeintliche Entdeckung eines heraldischen Fehlers im Klotener Wappen sorgt für Verwirrung. Denn die Flughafenstadt behauptet in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben, dass der angestammte Löwe mit Pranken im Wappen falsch sei. Richtigerweise müsste es ein halber Löwe mit Vogelkrallen wie bei einem sogenannten Greif sein. Das hat auch Rebekka Wylers Aufmerksamkeit geweckt. Als Verantwortliche des Bereichs Gemeindearchive arbeitet sie im Zürcher Staatsarchiv. Wyler kennt sich aus, wenn es um korrekte Wappendarstellungen geht. So war die Publikation der Klotener über den vermeintlichen Fussfehler in ihrem Wappen gemäss Wyler eindeutig falsch, quasi ein Tritt ins Fettnäpfchen und erst noch mit dem falschen Fuss. Eigentlich hätte die Stadt Kloten ihr aktuell verwendetes Wappen mit den Vogelfüssen am Löwen zurückziehen und korrekt anpassen müssen. «Ein Löwe hat normalerweise Pranken», hält Wyler fest, «sonst müsste etwas über aussergewöhnliche heraldische Auffälligkeiten offiziell verbrieft sein.» Denn was im Kanton Zürich wappentechnisch gilt, ist vor bald 100 Jahren von einer Gemeindewappenkommission festgehalten worden. «Massgebend ist dabei nicht die grafische Darstellung einer vermeintlichen Vorlage, sondern der jeweilige Text, der die Beschreibung eines jeden Zürcher Gemeindewappens liefert », erklärt die Fachfrau. Nachzulesen ist das alles im Grundlagenwerk mit dem Titel «Die Gemeindewappen des Kantons Zürich », das vor 40 Jahren von der Antiquarischen Gesellschaft Zürich herausgegeben wurde. 
Auf die Habsburger berufen?
Für Klotens Wappen lautet die verbindliche Definition: «In Rot ein halber silberner Löwe.» Von einem Greif oder speziellen Füssen steht nichts. Deshalb muss der Klotener Löwe eben ein ganz normaler Löwe mit Pranken sein. Doch davon wollte man im Stadthaus zuletzt nichts wissen, weshalb sich die Behörden buchstäblich selbst ein Greifvogelbein gestellt haben. Mehr noch, der Stadtrat teilte in seiner Darstellung mit, dass die Krallen historisch verbürgt seien. Er beruft sich dabei auf die alten Habsburger, zu denen sich die Klotener Adeligen bereits im Hochmittelalter bekannt hätten. «Wollen die Klotener das wirklich? », fragt Wyler und gibt zu bedenken, dass es schon immer irgendwelche Abwandlungen von Wappen gegeben habe. Und sie weiss auch: «Über Wappen hat man schon immer gestritten.» 
Anfrage hat alles ausgelöst
Den Anstoss zum Klotener «Lionsgate» gegeben hatte Tania Woodhatch. Die EVP-Gemeinderätin hatte im Parlament eine Anfrage eingereicht, in welcher sie vom Stadtrat wissen wollte, wieso das Stadthaus zuletzt nicht mehr beflaggt worden sei und ob man das nicht wieder tun könnte. «Ich wurde von anderen darauf angesprochen, das ist sonst eigentlich nicht unbedingt mein Thema.» Sie habe auch nicht geahnt, dass offenbar verschiedene Ortswappen mit falschen Darstellungen im Umlauf waren. Dennoch findet Woodhatch: «Was sich etabliert hat und niemanden stört, soll weiterbestehen dürfen. Ich sehe das weniger von der emotionalen Seite, eher von der pragmatischen. » Der städtische Auftritt müsse aus einem Guss sein, meint sie. Und: «Man kann doch nun nicht alles Briefpapier wegwerfen. » Sowieso würde ein neuerlicher Wechsel wohl zu hohe Kosten generieren, was in diesem Fall nicht sein müsse. 
Per Stadtratsbeschluss ändern 
Stadtpräsident René Huber (SVP) zeigt sich überrascht von der neusten Wendung. Dass es verbindliche Vorgaben gebe, habe er nicht gewusst. Damit der Klotener Löwe seine Greifkrallen behalten darf und das momentan falsche Wappen weiterhin verwendet werden kann, bräuchte es nicht viel. Ein Stadtratsbeschluss würde gemäss Rebekka Wyler vom Staatsarchiv reichen. Der aktuell geltende Beschluss über das Klotener Wappen stamme noch aus dem Jahr 1927. «Mir persönlich gefällt der Löwe mit den Krallen des Greifs. Das ist besonders und Kloten ist ja auch eine besondere Stadt», meint Stadtpräsident Huber. Deshalb könne er sich gut vorstellen, «dass wir das nochmals anschauen und einen neuen Beschluss zum Wappen fassen werden ». Christian Wüthrich

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