Fragen zum «unsäglichen Treiben» im Sport

Nach den Krawallen und rassistischen Äusserungen Ende letzten Jahres will der Klotener Kantonsrat Mark Wisskirchen vom Regierungsrat nun Genaueres zur Fanarbeit im Sport wissen.

Rassismums im Sport ist ein Tabuthema. Das entspricht nicht nur einem subjektiven Empfinden, zu diesem Schluss ist auch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) gekommen, wie sie nach einer Untersuchung in mehreren Sportarten diesen Sommer im Magazin Tangram schreibt. Zwar seien schwere Fälle von Rassismus wie etwa Affengeräusche bei Auftritten farbiger Fussballer selten, dennoch gibt es sie. Das jüngstes Beispiel geschah letzten Dezember beim Klassiker FC Basel gegen den FC Zürich. Als ein dunkelhäutiger Spieler einen Eckball treten will, wird er mit einer Banane
beworfen. Für Kantonsrat Mark Wisskirchen (EVP) erinnert der Wurf der Banane aus dem Fanblock an düstere Tage in den 1990er-Jahren. Wisskirchen spricht in seiner Anfrage an den Regierungsrat denn auch von einem klaren Zeichen von Rassismus.

Fanszene gerät in Verruf
Doch den EVP-Politiker und Klotener Stadtrat beschäftigen auch die Verwüstungen von Innenstädten durch «Fans» nach Fussballspielen. Rassismus ist nach seinen Angaben aber nicht nur ein Problem im Fussball. «Auch im Eishockey ist Rassismus und Hooliganismus ein grosses Thema», sagt er weiter. Mit runden Tischen und interkantonalen Konkordaten würde bereits einiges versucht, dem «unsäglichen Treiben einiger Unverbesserlicher» wirksam entgegenzutreten. Die öffentliche Hand investiere zudem schon heute massiv in die Sicherheit der Fans, Familien und Unbeteiligten in und um die Sportstadien. Dabei würden die Sicherheitskräfte oft ihre Gesundheit riskieren. Wisskirchen: «Mit ihrem Verhalten bringen die paar Chaoten die gesamte Fanszene in Verruf.» Er hat deshalb in einem von Barbara Günthard Fitze (EVP Winterthur) und Daniel Sommer (EVP Affoltern am Albis) mitunterzeichneten Vorstoss drei Fragen an den Regierungsrat gestellt. In seiner Mitte Dezember eingereichten Anfrage will Wisskirchen unter anderem wissen, wie die Regierung die aktuellen Entwicklungen innerhalb der «Fanszene» beurteile, welche Ergebnisse aus der Arbeit im Verbund von Stadt und Kanton vorgewiesen werden können und wo die Arbeit der interkantonalen Konkordate, Verbünde und weiteren Organisationen stehe. Zudem will der Klotener Kantonsrat wissen, welche Massnahmen getroffen worden sind, um Personen, dies sich in den Fanblocks «versteckten», um ihre Gewaltbereitschaft und ihren Rassismus auszuleben, zu erkennen.

Meinungen gehen auseinander
Klar ist derweil: Über das Ausmass des Rassismusproblems im Sport gehen die Meinungen auseinander. Zu diesem Schluss kommt auf jeden Fall das Bulletin der EKR. Nati-Spieler Gelson Fernandes spricht im Magazin davon, dass die Rassismusbekämpfung im Fussball stagniere. Fernandes muss es wissen, ist er doch jüngst Opfer rassistischer Äusserungen geworden, nachdem ihm bei einem Spiel in Deutschland ein Fehler unterlaufen war.

Kein vordringliches Problem
Für Dominique Blanc, Vizepräsident des Schweizerischen Fussballverbands (SFV), ist der Rassismus in seiner Sportart dagegen kein vordringliches oder gravierendes Problem, wie im Bulletin nachzulesen ist. Er sagt darin: «Der Fussball ist ein getreues Abbild der Gesellschaft; Diskriminierung kommt leider manchmal auch auf dem Rasen zum Ausdruck. Allerdings will der SFV dem Rassismus keine übertriebene Sichtbarkeit verleihen, denn er erscheint nicht als ein zentrales Problem im Amateur- und Profifussball. Die erste Priorität des SFV ist die Förderung eines starken und integrierenden Amateurfussballs, von dem alle profitieren.»

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