Lehrreiche Studienreinse nach Israel

In ein paar Tagen gilt es für mich ernst, denn die erste Sitzung nach der Konstituierung des Gemeinderates steht vor der Tür. Ich freue mich auf die Herausforderungen, die auf mich warten und auf die Zusammenarbeit mit meinen RatskollegenInnen im Gemeinderat! Als Weiterbildung hatte ich diesen Sommer die Möglichkeit, mit der *jevp Schweiz einen tiefen Einblick in die Politik und die Gesellschaft von Israel zu erhalten. Israel, ein Land der Geschichte, der Religionen und der Konflikte.

Kritische Fragen gestellt

Die Studienreise trat ich ohne grosses Vorwissen an. Auch unseren Reiseplan habe ich nie genau gelesen, da ich mich vor Ort auf die vielen Eindrücke einlassen wollte. So kam es, dass ich immer wieder überrascht wurde und ins Staunen kam, wen wir alles trafen und was wir in Israel alles zu Gesicht bekamen. Am ersten Abend der Reise hatten wir bereits ein Treffen mit dem ehemaligen Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte und jetzigen Berater der israelischen Regierung. Zuerst erzählte er uns viel von der israelischen Armee und den Konflikten im nahen Osten. Weil er nur die israelische Perspektive darlegte, war es an uns, ihn mit kritischen Fragen aus der Reserve zu locken. Schnell sah man unterschiedliche Haltungen zwischen uns und ihm. Als er den Konflikt am Gaza-Streifen mit zwei Kindern im Sandkasten verglich, reagierten wir mit Unverständnis und Kopfschütteln.

Schweizer Botschafter getroffen

In den folgenden Tagen sahen wir viel vom modernen Israel wie die grosse Start-up-Szene und trafen den Schweizer Botschafter Jean-Daniel Ruch. Er empfing uns zu einem Business-Frühstück und erklärte, wie der Staat Israel aufgebaut ist und was seine Arbeit hier beinhaltet. Ein grosses Problem ist der Mangel an Arbeitern. Dadurch, dass ein sehr grosser Teil der Bevölkerung Startups gründen oder studieren, fehlen viele Arbeiter in den handwerklichen Berufen. Ein Lösungsansatz - und da kommt Botschafter Ruch ins Spiel - sind Berufslehren wie in der Schweiz. Zum Konflikt mit den Palästinensern äusserte er sich wie folgt: «Der Konflikt zwischen Israel und Palästina soll nicht den Extremen von rechts und links überlassen werden. […] Wir brauchen einen Konsens in der Mitte.»

Start-up-Unternehmen besucht

Die Reise war nicht nur vollgespickt mit politischen Treffen, wir haben ebenfalls viele schöne Facetten von Israel kennengelernt. Zum Beispiel besuchten wir ein Startup-Unternehmen, bei welchem alte Fallschirme rezykliert werden und ehemals zur Prostitution gezwungenen Männer und Frauen eine zweite Chance bekommen, um in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Wunderschön waren auch ein Beduinen-Camp in der Wüste, die Altstadt von Jerusalem und das Tote Meer.

Neben den politischen, geschichtlichen und biblischen Programmpunkten trafen wir Bewohner aus Konfliktgebieten wie den Golan-Höhen, der Grenze zum Gazastreifen und israelischen Siedlungen in Palästina. Spannend war, auch einmal eine andere Sicht der Konflikte anzuhören. So trafen wir zwei jüngere Bewohner von Ramallah. Durch sie erfuhren wir von den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, die auf die Besetzung durch Israel zurückzuführen sind. Eine Frau erzählte: «Jeden Tag muss ich vor 6:30 Uhr am Check-Point sein, sonst muss ich bis zu fünf Stunden warten und komme zu spät zur Arbeit.»

Auf die Bürger konzentrieren

Während dieser Reise habe ich viele Eindrücke über ein junges Land erhalten, das mit vielen internen und externen Problemen zu kämpfen hat. Trotzdem gibt es gute Ansätze, die aber noch einen steinigen Weg vor sich haben. Ich bin dankbar dafür, dass wir in Kloten keine solchen Konflikte um uns haben und uns auf die Bedürfnisse und Interessen der BürgerInnen konzentrieren können. Die Zusammenarbeit von Links und Rechts ist wichtig für die Zukunft der Stadt Kloten und wir von der EVP wollen mit einer sach- und lösungsorientierten Politik die Brücke zwischen den zwei Lagern sein.

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