Nutze die Zeit

Letzten Freitag nahmen viele Egetswiler, Klotener, Familie, Freunde und Bekannte Abschied vom Klotener „Urgestein“ Hansruedi Menzi. Es war eine bewegende Trauerfeier die aufzeigte, welche Spuren ein Mensch im Leben anderer hinterlässt, der sich bis zum letzten Atemzug vielfältig für die Gemeinschaft engagierte. Ob Feuerwehr, Theater, im Beruf oder in der Politik: Hansruedi war durch und durch eine lebensfrohe Persönlichkeit.

Ohne die Teilnahme am generationenübergreifenden Theaterprojekt „Kloten packt aus (KPA)“ hätte ich ihn nie kennengelernt und bin so froh, mich damals für dieses Projekt entschieden zu haben. Wenn er die „alten Geschichten“ zum Besten gab, konnte man ihm stundenlang zuhören. Trotz seiner Altersgebrechen hatte er stets ein Lächeln auf den Lippen und erduldete die manchmal stundenlangen Proben mit Ausdauer. Dieses Projekt war eine wirkliche Bereicherung. Nicht nur die Begegnung mit ihm, auch neue Freundschaften wurden geschlossen, eine Zusammengehörigkeit – ja ein „Familiengefühl“ – hat sich unter uns KPA’lern entwickelt.  Schliesslich haben wir über Monate gemeinsam geprobt und die Hochs und Tiefs haben uns zusammengeschweisst.

Eine solche Zugehörigkeit und Gemeinschaft wünsche ich mir für alle Klotener. Ob ihr euch in einem Verein engagiert oder euch anderweitig mit anderen trefft – ich bin davon überzeugt, dass Gemeinschaft der Schlüssel zu innerer Zufriedenheit und Stabilität ist.

Viel zu oft lässt man sich von einer vollen Agenda dazu verleiten, sich die wertvolle Zeit für andere Menschen nicht zu nehmen. Die neuen Technologien wie ständig verfügbare Serien und Filme im Überfluss oder die grosse weite Welt dies Internets, in der man sich schnell verliert können zu einem hohen Medienkonsum führen, der auf die Dauer ungesund ist und einsam machen kann. Nichts kann persönliche Begegnungen, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten ersetzen.

Ja, es wäre „entspannter“ gewesen, statt all diesen Proben abends nach einem langen Tag oder an Wochenenden einfach zu Hause „herumzulümmeln“ und sich vom Alltagsstress zu erholen. Aber wie oft ziehen wir uns zurück, um uns etwas vermeintlich Gutes zu tun, obwohl wir uns besser einen Ruck geben und in die Gemeinschaft mit anderen Menschen eintauchen sollten? Dieser innere Schweinehund ist eine Hürde, aber ebenso die Frage, mit wem man sich treffen könnte – denn so viele Menschen haben ja heute keine Zeit und sind überbeschäftigt.

Da kommt ein Stadtplatz, auf dem sich die Klotener Bevölkerung für mehr und mehr Anlässe trifft, zur richtigen Zeit. Nicht jeder hat Freunde, und sogar wenn man Freunde hat, haben die vielleicht nicht dann Zeit, wenn man selber Zeit für Gemeinschaft hätte. Warum also nicht über seinen Schatten springen, die Menschenfurcht ablegen und offen sein für neue Begegnungen?

Lasst uns wieder etwas mehr aus unseren Stuben hervorkommen und diese heilsame Gemeinschaft erleben, die auch Hansruedi zum charismatischen Menschen machte, der er war. Die volle Kirche war ein sichtbares Zeugnis vom erfüllten und beziehungsorienterten Leben, das er führte. Tun wir es ihm gleich: Auch wenn uns Schmerzen plagen oder unsere Kraft nachlässt, lassen wir uns davon nicht abhalten und setzen wir den Fokus auf das wertvollste, das es gibt: Beziehungen zu anderen Menschen. Nur die hinterlassen nämlich Spuren, die für immer bleiben.

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