Eine Stimme für die Vergessenen
von Dominik Schmid
Es gibt Dinge, die man auf den ersten Blick nicht sieht oder schlicht nicht weiss, wenn man noch nie damit konfrontiert wurde. Ist Ihnen bewusst, wie schnell ein Mensch „aus dem System“ fallen kann? Es gibt verschiedenste Ursachen, warum eine Person ihren Alltag nicht mehr bewältigen oder im Geschäftsleben nicht mehr „funktionieren“ kann.
Solche Krisen werden oft ausgelöst durch schwere Schicksalsschläge wie Krankheiten, Todesfall eines nahen Angehörigen, Verlust der Arbeitsstelle, einen Unfall, schweres Mobbing und vieles mehr. Diesen Menschen ist eines gemeinsam: Viele von ihnen können aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen (oder es wird ihnen nach längerer Arbeitslosigkeit auf dem Markt keine Chance mehr gegeben).
Wohin, wenn man in keine Schublade passt?
Haben Sie sich schon mal gefragt, was mit den vielen Menschen passiert, die nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen können und gleichzeitig keinen Anspruch auf einen „geschützten Arbeitsplatz“ haben? Geschützte Arbeitsplätze haben mehrere Voraussetzungen: Eine IV-Rente, Mindestpensum 50% und jemand muss die Kosten dafür tragen. Nun gibt es viele Menschen, welche nach einer längeren Krise nicht oder nicht mehr ein solches Pensum bewältigen können oder auch keinen Kostenträger haben. Viele sind auch aufgrund ihrer labilen Gesundheit auf ein flexibles Angebot angewiesen. Praktische Einsatzmöglichkeiten für solche Menschen sind sehr dünn gesät.
Tagesstruktur besonders in Krisen wichtig
Wir Menschen sind ja dafür geschaffen, dass wir einer (möglichst sinnvollen) Tätigkeit nachgehen können, Gemeinschaft haben, idealerweise unsere Freizeit auch geniessen können. Aber was passiert ausgerechnet mit diesen Menschen, die „das System“ nicht mehr haben will? Ohne Beziehungen oder Eigeninitiative (die nicht selten in Krisen fehlt, weil man damit beschäftigt ist, den Alltag zu überstehen) bleibt vielen oft nichts anderes übrig, als zu Hause herumzusitzen. Und was gibt es Schlimmeres, als die eigenen vier Wände anzustarren, wenn man mit vielfältigen Problemen oder auch starken Schmerzen kämpft?
Unkonventionelle Ansätze sind gefragt
Vielleicht sind Sie mal am kleinen Gewürzlädeli in Kloten vorbeispaziert. Das ist aber mehr als einfach ein Lädeli. Es ist ein vor 10 Jahren von mir mitgegründetes Sozialprojekt, um ebensolchen Menschen eine flexible Tagesstruktur, Beschäftigung, Gemeinschaft und weitere Unterstützung im Alltag zu bieten. Da wir keine Subventionen erhalten, ist es uns möglich Personen, welche ein solches Angebot benötigen, unbürokratisch und rasch aufzunehmen. Das fängt bei 2 Stunden pro Woche an und kann bis zu jedem Tag sein, je nach Bedürfnis. Seit wir dies aus der Privatwohnung ins Zentrum von Kloten verlagern konnten, hat sich mein Team mehr als verdoppelt. Derzeit sind mehr als 25 Personen - Tendenz steigend – bei uns beschäftigt, teilweise in Kleinstpensen von 5-10%.
Wer macht mit?
Jedes Mal, wenn Kunden/Besucher bei uns einen Blick hinter die Kulissen werfen, klingt es ähnlich: „So toll, was ihr da macht, solche Angebote sollte es mehr geben!“. Ja, nun sind schon einige Jahre ins Land gegangen, leider habe ich noch von keinen weiteren Angeboten gehört. Die Not ist jedoch gross und wird immer grösser. Darum mein Aufruf: Falls Sie ein Geschäft haben und daran interessiert sind, sich für diese „vergessene Gruppe“ von Menschen einzusetzen, freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme. Sehr gerne berichte ich von meinen Erfahrungen. Jede/r von uns kann einen Unterschied machen, ob beim Schaffen solcher Angebote, beim Mitwirken in der Freiwilligenarbeit oder einfach mit etwas Empathie und Nachfragen, wie es Menschen in unserem Umfeld geht, die gerade eine schwierige Zeit durchmachen.