Less is more – oder: Weniger ist oft mehr
Haben Sie auch schon erlebt, dass Sie mit Ihren kleineren oder grösseren Sorgen und Anliegen ungehört blieben? Vielleicht haben Sie sich nicht getraut, jemanden in Ihrem Umfeld, sei es privat oder an der Arbeit, darauf anzusprechen. Vielleicht sind Sie bei Ihrem Versuch auf verschlossene Ohren, Unverständnis oder gar Ablehnung für Ihre Situation, ihr Anliegen gestossen. Das mag alles schon vorgekommen sein. Berechtigt Sie das jetzt, dass Sie Ihren aufgestauten Unmut, oder gar Frust, vielleicht aufgrund eines Vorkommnisses zu viel, unvermittelt an Ihrem Umfeld und sogar in der Öffentlichkeit austragen? Zwietracht und Unsicherheit streuen, an denen die allgemeine Öffentlichkeit gar kein Gefühl zwischen Wahrem und Unwahrem entwickeln, sondern nur über mögliche Gründe spekulieren und damit weiter Gerüchte schüren und noch mehr Unsicherheit in eine Sache bringen kann, die letztendlich niemandem dient, sondern nur Verlierer hervorbringen wird.
Weniger Angst, mehr Mut
Weniger wäre da oft mehr. Man könnte auch sagen, weniger Angst und mehr Mut zum konstruktiven Dialog – von allen. Nun das ist leichter gesagt als getan und manchmal nicht ganz einfach. Es gibt Ereignisse, die zu Entscheidungen führen können, über die man nicht in der Öffentlichkeit diskutieren und damit bei einigen auf Unverständnis stossen wird. Sachlichkeit in eine solche emotionale Angelegenheit zu bringen, ist schier unmöglich, vor allem, wenn es um Menschen geht. Und das ist meistens der Fall. Herz und Verstand sind sich in solchen Situationen uneinig. Vertrauen darauf, dass es gute Gründe für diesen oder anderen Entscheid gab, nicht unbedingt rational nachvollziehbar. Respekt davor sollte aber möglich sein – für beide Seiten. Machtdemonstration, von wem ausgehend auch immer, ist nicht sinnstiftend, im Gegenteil. Am letzten Sonntag habe ich im Gottesdienst, unter anderem, davon gehört, dass es ein Wort für «Gemeinschaft» gibt, das diesem Wort eine ganz andere Dimension verleiht: «Ekklesia». Altgriechisch für Vollversammlung oder geistliche Gemeinschaft. Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich das noch weiter ausführe. Nach neutestamentlichem Sprachgebrauch: «Die Gemeinschaft derer, die von Jesus Christus durch das Evangelium aus der Welt herausgerufen wurden.» Die vollständige Ausführung würde hier wahrscheinlich zu weit gehen. Im Grundsatz geht es um den Dienst der Liebe – oder auch Diakonie. Die Wahrnehmung sozialer Verantwortung für das, was wir tun. Was für ein Segen.
Zu mehr (Für-)Sorge beitragen
Nur, mir wurde erst dadurch ganz neu bewusst, dass ich, gerade in oben beschriebenen Ereignissen und Entscheidungen und in ganz vielen, vielleicht nebensächlich geglaubten, kleinen Dingen im Leben, zu mehr Beachtung und (Für-)Sorge beitragen muss. Spätestens wenn ich in diesem Parkett jetzt noch mit «Jabez», übersetzt als «Schmerz, oder er macht Schmerzen», komme, einem Mann aus dem Evangelium, in dem am wenigsten beachteten Buch, der Chronik, werden Sie vermutlich endgültig den Kopf schütteln, um so viele biblische Kommentare, dass sie unweigerlich weiterblättern. Schade, wie ich meine.
Gott hatte sein Gebet erhört
Vor einer Woche ist mir ein kleines Büchlein über eben diesen, eher unscheinbaren Mann in die Hände gekommen. Unter unzähligen Aufzählungen über die Nachkommen vom Stamm Juda ist in einer langen Liste von Namen eingestreut das Gebet des Jabez: «Dass du mich doch segnen und mein Gebiet erweitern mögest und deine Hand mit mir sei und du das Übel von mir fernhieltest, dass kein Schmerz mich treffe!» Gott hatte ihn, sein Gebet erhört und wahr gemacht. Unglaublich. Weniger ist oft mehr, und wenn ich damit zu mehr gegenseitigem Vertrauen finden kann, möchte ich auch Ihnen Mut zusprechen: «Lassen Sie sich darauf ein und erfahren Sie mehr Beachtung für Ihre Sorgen und Anliegen, auch in scheinbar ausweglosen Situationen!»