Potenzial – Segen oder Fluch?

von Dominik Schmid

Der Abstimmungssonntag vom 22. September ist nicht unbedingt nach meinem Gusto verlaufen. Die beiden Bundesvorlagen zur Biodiversitätsinitiative und zur BVG-Reform, wie auch die kantonalzürcherische Vorlage zum Bildungsgesetz, wurden allesamt deutlich abgelehnt. Aber das ist natürlich nur meine persönliche und eine von vielen Meinungen.

Das ist gelebte Demokratie. Das Stimmvolk hat entschieden und das ist zu akzeptieren. Über die nächsten Abstimmungsvorlagen dürfen wir bereits am 24. November wieder entscheiden.

Und da sind wir Klotener Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gefragt. Wir können zur Stadtentwicklung Stellung nehmen. Die Veränderungen und die Verdichtung schreiten insbesondere im Zentrum von Kloten stetig voran. Allerdings wird auch bereits in den verschiedenen Quartieren Wohnraum, der dringend benötigt wird, geschaffen. Dies nicht nur zur Freude aller Einwohnerinnen und Einwohner. Günstige Wohnsiedlungen aus den 60er und 70er Jahren werden abgerissen und durch neue, teurere Wohnungen, weil komfortabler und nach den neusten energetischen Vorgaben gebaut, ersetzt. Die Forderung nach bezahlbaren Wohnungen für Jung und Alt, Familien und Arbeitnehmende in der Stadt und Region ist deshalb dringend zu hören.

Dazu entsteht bspw. im Chaseren eine neue Überbauung mit Alters- und Familienwohnungen nach dem Konzept «Wohnung Plus». Die Klotener Baugenossenschaft SILU erstellt diese in den nächsten Jahren im Baurecht auf Landreserven der Stadt Kloten. Um den Druck von den bestehenden Quartieren zu nehmen, sollen nun mit der Umzonung des Steinackers von einem reinen Industriestandort in eine Wohn- und Industriezone zusätzliche Potenziale geschaffen werden. Sofern wir Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Urne im November der Revision des kommunalen Richtplanes sowie der Teilrevision der Nutzungsplanung zustimmen werden.

Ein Projekt, dass zu reden gibt, aber vor allem eine Vision mit Weitblick, die der Stadt Kloten den dringend nötigen Wohnraum beschaffen kann. Und dies erst noch mit der klaren Auflage, dass davon 20% der Wohnungen bezahlbar und 40% für Familien erstellt werden müssen. Damit wird der heute stark unternutzte Steinacker zu einem bunt durchmischten, belebten Quartier, vereint mit einem gut funktionierenden Gewerbegebiet, das eine generelle Aufwertung erleben wird.

Ein jahrelanger, partizipativer Prozess, angestossen von der Stadt Kloten, mit allen involvierten Parteien hat das Steinacker-Transformations-Projekt hervorgebracht, über das auch wir, das Volk, mitreden und mit unserem Stimmzettel mitentscheiden können.

Solche grossen Entwicklungsprojekte sind immer von Unterstützung und Ablehnung begleitet. Das ist gelebte Demokratie. Dabei spielen vielerlei ganz persönliche, individuelle Optiken eine gewichtige Rolle. Dies gilt es ernst zu nehmen und nach Möglichkeit zu berücksichtigen.

Damit die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Steinacker-Quartiers ins Zentrum von Kloten und weiter zum Flughafen gelangen, ist die Glatttalbahn-Verlängerung in einem separaten Projekt von Bund und Kanton geplant, aber nicht Teil der kommenden Abstimmung im November. Ob die Glattalbahn gebaut wird, wird sich auf kantonaler Ebene entscheiden.

 

Mark A. Wisskirchen, 1963, stolzer Grossvater von vier Enkelkindern, Stadtrat Kloten mit den Politikfeldern Finanzen, Gesundheit sowie Infrastruktur Hochbau, alt-Kantonsrat, Mitglied der ref. Kirche und FEG Kloten

Zurück